Historie
Geschichte des Cracauer Angers

Historie des Elbauenparks

1160: Die Anfänge

Die Geschichte des Cracauer Angers kann wechselvoller kaum sein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Cracauer Anger 1309 als ca. 450 Hektar großes Wiesengelände, das sich nördlich des ostelbischen Dorfes Cracau bis zum Herrenkrug erstreckte. Hier fand man eine typische Elbaue mit den dazugehörenden Pflanzen und Tieren, so war natürlich auch der Elbebiber hier zu Hause. Diese meist feuchten Wiesen wurden nachweislich bereits im Mittelalter als Weideflächen durch benachbarte Bauern genutzt.

Nach 1309 erfolgte die Beweidung in gemeinschaftlicher Nutzung durch die Gemeinden Cracau und Magdeburg, das Vorwerk Zipkeleben sowie die Königlich Rothenseer Schäferei.

Erst 1820/21 wurde der Anger durch die Straßen Berliner Chaussee und Herrenkrugstraße geteilt. Das Gebiet westlich der Herrenkrugstraße, also elbwärts, heißt seitdem „Kleiner Cracauer Anger“; das Gebiet östlich „Großer Cracauer Anger“.

1860: Erste militärische Nutzung

Im Ergebnis der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden begann ab 1701 unter Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau der Ausbau Magdeburgs zu Preußens stärkster Festung. In diesem Zuge entdeckte das preußische Militär den Cracauer Anger als Truppenübungsplatz. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann somit die militärische "Karriere" des Angers. Von 1860 bis 1870 als Exerzierplatz für Rekruten des Magdeburger Pionierbataillons genutzt, kam 1873 die Nutzung als Platz zum Scharfschießen hinzu. Es entstanden kleinere militärische Bauten, ein Pferdelazarett und Unterkünfte.

1873: Ausflugslokale, Fabriken, Sportareal

Im Jahr 1873 entstand die Eisenbahnstrecke nach Berlin.

An der Berliner Chaussee wurden Wohnhäuser und Fabriken errichtet. Tongruben lieferten die Rohstoffe für die Ziegeleien, die sich auf dem heutigen Gelände der Deponie befanden.

Es entstanden auch Ausflugs- und Tanzlokale. Das Bekannteste waren das „Stadt Loburg“ (heute: „Käseglocke“), der „Grasemann´sche Gesellschaftsgarten“ (heute: „Am Prater“) sowie „Das Goldene Rad“. Außerdem gab es zahlreiche Strandbäder entlang der Elbe.

Auf dem kleinen Cracauer Anger ging es auch sportlich zu. Hier trainierten Magdeburger Fußballvereine bis ihnen die Militär-Kommandantur ab 1905 hierzu das Recht entzog. Der Fußball- und Cricketclub Victoria errichtete anschließend einen eigenen Spielplatz in der Herrenkrugstraße am Depot der Pferdestraßenbahn. 1932 entstand Dank der Unterstützung zahlreicher sportbegeisterter Magdeburger ein 40.000 Zuschauer fassendes Stadion an der Jerichower Straße. Am 5.11.1933 fand an dieser Stelle das erste Spiel einer Nationalmannschaft in Magdeburg statt, das mit einem 2:2 gegen Norwegen endete. 1936 ging das Gelände an das Militär über; das Stadion wurde abgerissen, um hier die Hindenburg Kaserne zu errichten. Der Eingang zum Sportgelände befand sich ungefähr in Höhe des heutigen Haupteingangs des Elbauenparks.

1908: Erster deutscher Motorflug von Hans Grade

Der Cracauer Anger ist auch Schauplatz besonderer Ereignisse gewesen. Dem Magdeburger Ingenieur Hans Grade (1879 – 1946) gelang hier am 28. Oktober 1908 der erste deutsche Motorflug. Mit seinem Dreidecker schaffte er dank eines plötzlichen Ausweichmanövers die stattliche Flughöhe von acht Metern. Als ihm bei einem seiner Flugversuche eine Frau in den Weg rannte, zog er ruckartig am Höhensteuer und flog mithilfe eines kleinen Sechs-Zylinder-Zweitaktmotors mit gerade einmal 36 PS 60 Meter weit. Der Flug endete jedoch mit einer Bruchlandung. Grade startete weitere Flüge vom Cracauer Anger und machte bis Mai 1909 mit seinem Dreidecker 790 weitere Aufstiege, die ihn bis zu 700 Meter weit führten. Damit begründete er die Tradition des Cracauer Flugplatzes, auf dem 1914 zur Begeisterung der Magdeburger das erste Zeppelinluftschiff landete.

Hans Grade zu Ehren gibt es im Elbauenpark am Originalschauplatz des ersten Motorflugs heute eine Hans-Grade-Gedenktafel (Nähe Pappeldom).

1935: Entstehung der Tessenow-Garagen

Ab 1935 entstanden im Zuge der Aufrüstung durch die Wehrmacht die Kasernen an der Jerichower Straße und der Breitscheidstraße, deren Gebäude bis heute zu sehen sind. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts lieferte Baumeister Heinrich Tessenow (1876 – 1950) für den Komplex der Hindenburg Kaserne den Lageplan, den Gartenplan, die Planungen für ein Stabshaus, die Mannschaftshäuser, die Wirtschaftsgebäude, die Wache und das Hindenburg-Ehrenmal. Bei der Ausgestaltung der Wirtschaftsgebäude bestand Tessenow auf die Ausgestaltung mit bildender Kunst. Ab 1938 übernahm die Wehrmacht den Anger komplett. Aufgrund der Ereignisse des Jahres 1939 wurde das Ehrenmal nicht eingeweiht.

1945: Nachkriegszeit

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kam auf den Kleinen Cracauer Anger eine besonders traurige Aufgabe zu: Die Trümmer der beim Bombenangriff vom 16. Januar 1945 zerstörten Magdeburger Innenstadt wurden hierher verbracht. Vier Fünftel der Barocken Altstadt lagen in Schutt und Asche. Aus der Elbaue, dem Exerzierplatz, wurde die "Ruhestätte" des alten Magdeburg. Am Pfingstmontag, den 21. Mai 1945, begannen die Aufräumarbeiten und im Juni 1946 wurden die Gleise der Trümmerbahn verlegt, die 1948 eine Länge von 28,5 Kilometern hatten. Mittels 28 Feldbahnen wurden 617 Kipploren bewegt, die bis Ende 1949 958.274 Kubikmeter Trümmerschutt auf den Kleiner Cracauer Anger transportierten. Dort entstand ein um fünf Meter aufgeschüttetes Trümmerfeld.

1949: Rote Armee

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die Rote Armee das Kommando auf dem Anger. Erst 1992 zogen die Soldaten der 3. Stoßarmee der Westgruppe vom Cracauer Anger ab und machten den Weg zur Rekultivierung des Geländes frei. Doch bevor die Arbeiten richtig begonnen werden konnten, mussten erst einmal unzählige Geschosse und andere Kampfmittel beseitigt werden, damit sich die Besucher heute ungestört an Sport, Spiel, Gartenkunst und Unterhaltung erfreuen können.

1991 – 1999: Auf dem Weg zur Bundesgartenschau

Die Entstehung des Elbauenparks geht bereits auf das Jahr 1990 zurück. Damals war Oberbürgermeister Dr. Willi Polte so beeindruckt vom Rheinauepark in Bonn, dass er sich sofort zum dort ebenfalls ansässigen Bundesverband aufmachte, um seine Idee vom Elbauenpark vorzustellen. Seine Vision war, in der Stadt Magdeburg eine Bundesgartenschau durchzuführen und die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts damit als eine der grünsten Großstädte Deutschlands bekannt zu machen. Ideal geeignet dafür schienen die östlich der Elbe gelegenen Gebiete auf dem Cracauer Anger, auf denen zu der damaligen Zeit noch die Rote Armee zu Hause war. Doch bis zum heutigen Aussehen des Parks war es noch ein weiter Weg.

Schon im November 1990 besichtigte eine Delegation - mit Gummistiefeln bewaffnet - das Gelände und bewertete es als geeigneten Standort. Im Jahr 1992 wurde ein Planungswettbewerb für ein etwa 500 Hektar großes Areal bundesweit ausgeschrieben, dessen Ergebnisse in den Rahmenplan BUGA 99 einflossen. Die Bewerbung um die Ausrichtung der 25. Bundesgartenschau 1999 war erfolgreich und 1995 wurde eine Gesellschaft zur Vorbereitung und Durchführung der Bundesgartenschau, die BUGA GmbH, gegründet. Der Bund verkaufte das Areal an die Landeshauptstadt für einen symbolischen Preis von 1 DM zur Durchführung der Gartenschau. Die Grundlagen waren geschaffen.

Ein Gelände von insgesamt rund 100 Hektar auf dem Großen und Kleinen Cracauer Anger sollte in eine Parklandschaft verwandelt werden. Den Auftrag für die Gesamtplanung erhielten die Landschaftsarchitekten Helmut Ernst, Christoph Heckel und Axel Lohrer.

Im engen Zusammenspiel dieser Arbeitsgemeinschaft mit Hochbauarchitekten, Ingenieuren, Künstlern und der BUGA GmbH wurde die Aufgabe BUGA 99 in Angriff genommen. Daran waren natürlich noch einige hundert andere Firmen, Institutionen, Vereine und Einzelpersonen beteiligt, die zusammen das Ereignis BUGA 99 als große Chance für Magdeburg und Sachsen-Anhalt sahen.

Insgesamt wurden 210 Mio. DM investiert, um mit dem Park eine Symbiose aus Natur, stadtnaher Erholung, Unterhaltung, Sport und Kunst zu schaffen. Die Trümmer des Zweiten Weltkrieges wurden nicht abgetragen, sondern flossen in die Gestaltung des Parks ein. Der erste Spatenstich fand am 25. August 1996 statt.

Die größten Einzelprojekte waren dabei der Bau des Jahrtausendturms und der Seebühne sowie die Rekultivierung der Mülldeponie. Letztes hat allein mehr als 80 Millionen Euro gekostet. Auf einer etwa 3 km langen Strecke bot die mittlerweile abgebaute Panoramabahn einen fulminanten Blick über das Parkgelände. Im Umfeld wurden mit der Errichtung der neuen Messehallen, eines Spaßbades, dem Bau der Herrenkrugbrücke über die Elbe und der Fachhochschule in unmittelbarer Nähe zum Parkgelände auch die Randbedingungen so gestaltet, dass sich das Areal heute als homogenes Gelände am östlichen Ufer der Elbe präsentiert.

2000: Aus dem BUGA-Gelände wird der Elbauenpark

Im Jahr 2000 wurde aus dem ehemaligen BUGA-Gelände der heutige Elbauenpark. Im August 2000 wurde das Schmetterlingshaus eröffnet, das sich damals wie heute großer Beliebtheit erfreut.

Der Irrgarten wurde 2004 in direkter Nachbarschaft zu den Versunkenen Gärten und dem Rosengarten auf dem Großen Cracauer Anger errichtet und sorgt für viel Spaß und Freunde bei kleinen und großen Besuchern. Der Wasserspielplatz wurde ebenfalls im gleichen Jahr in unmittelbarer Nähe zum Rosengarten des Kleinen Cracauer Angers angelegt. Zusätzlich wartet der Elbauenpark von nun an mit einem Fitness-Parcours bestehend aus 14 Geräten beim Sportareal auf, an denen Sportbegeisterte ihre Koordination, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit in freier Natur trainieren können.

Seit dem Jahr 2005 fühlt sich auch das Damwild am Fuße der Deponie heimisch im Elbauenpark. 2015 kam das Streichelgehege mit seinen Ziegen auf der anderen Parkseite hinzu.

Alle Kletterfans kommen seit dem Jahr 2011 voll auf ihre Kosten. Denn seitdem gibt es nicht nur den Kletterfelsen für alle Kletterer. Auf dem Kleinen Cracauer Anger wurde der Kletterpark eröffnet, der von einem Drittanbieter betrieben wird.

Mit der Saison 2014 kann man bei Parksliding im Elbauenpark auch Segway fahren und Rikschas ausleihen. Die Ausleihe von e-Scootern folgte 2019 – zum 20. Jubiläumsjahr des Parks.

Die Panoramabahn war 2014 so in die Jahre gekommen, dass die Kosten der Sanierung in keinem vertretbaren Verhältnis mehr zum Nutzen standen. An ihrer Stelle verkehrt seit 2015 der Elbauen-EXPRESS durch das 93 ha große Areal.

Im Frühjahr 2017 startet die erste Grillsaison an zwei eigens kreierten Grillpavillions und am Gartenhaus des Elbauenparks Magdeburg. Letzteres kann man nun auch als Location für kleine private und geschäftliche Partys, wie Geburtstagsfeste und Einschulungsfeiern, mieten.

2018 wurde der Elbauenpark um eine weitere große Attraktion reicher. Seit Karfreitag gehört die ElbauenZip zu den wohl spektakulärsten Freizeitattraktionen der Stadt Magdeburg und dürfte damit die einzige Zipline mitten in einer Landeshauptstadt sein.

Nachdem das Café Am Rosengarten 2018 binnen weniger Minuten völlig ausgebrannt war, folgte seine Sanierung über die Wintermonate. 2019, zum 20-jährigen Parkjubiläum, konnte es in neuem Glanz an alter Stelle wiedereröffnet werden. Mit moderner Einrichtung ausgestattet, bietet es zahlreiche Gerichte für die Gäste an. Die Terrasse, in unmittelbarer Nähe zu den duftenden und prachtvoll aussehenden Rosensträuchern des Rosengartens gelegen, lädt zum Verweilen ein.

Zum Start der Saison 2020 kommt ein weiteres Highlight hinzu: ein 16 Meter hoher Rutschenturm in der Nähe vom Wasserspielplatz, Gartenhaus und Garten des Eisens, der ein wahres Rutschvergnügen für die jüngeren Parkbesucher verspricht.